Dampfkraftwerk Neudorf / Werndorf
Während auf der einen Seite der Mur mit dem Kraftwerk Mellach das letzte Kohlekraftwerk Österreichs im April 2020 stillgelegt wurde, ist seit Monaten auf der anderen Murseite der vollständige Rückbau eines herausragendes Beispiels der Industriearchitektur des 20.Jhdts. im Gang. Das vom Architekten Ferdinand Schuster zwischen 1966 und 1975 in mehreren Ausbaustufen gebaute Ölkraftwerk Neudorf Werndorf war mit dem schlanken 165 Meter hohen Kamin landschaftsprägend für den Süden von Graz.
Bezeichnend für die Anlage ist die Offenlegung des Energietransports, besonders erkennbar an den Schalldämpfern der Sicherheitsventile am Kesseldach, den Einheiten zum Vorwärmen der Verbrennungsluft vor dem Kesselhaus, den imposanten Abgasleitungen, oder am filigranen Gitterfachwerk des Doppelkamins.
Das Kesselhaus und Maschinenhaus mit seinen ruhigen geometrischen Formen kontrastiert mit der Vielzahl an technischen Apparaten zur Energiegewinnung im Inneren des Bauwerks.
Mit dem Ende der Kohlestromversorgung wurden einige der Kraftwerksanlagen, wie zum Beispiel das Dampfkraftwerk Voitsberg, Pernegg oder Knittelfeld bereits abgebrochen. Die geplante Renaturierung des 90.000m² umfassenden Areals in Werndorf ist erfreulich, andererseits wäre zumindest die Diskussion über eine teilweise Umnutzung des Kraftwerks, wie dem Kessel- oder Maschinenhaus des wahrscheinlich stimmigsten architektonischen Vertreters dieses technischen Anlagetypus gerechtfertigt gewesen.
Auszeichnung mit dem Geramb Dankzeichen 1981 – Verein Baukultur Steiermark
nextroom.at – Dampfkraftwerk Werndorf, Ferdinand Schuster – Werndorf (A) – 1972
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